Nachhaltiges Wirtschaften als Fundament eines zukunftssicheren Managements
Immer öfter wird nachhaltiges Wirtschaften als wesentlicher Treiber für Widerstandsfähigkeit und langfristige Wertschöpfung verstanden – anstatt nur als ethischer Imperativ oder Compliance-Übung. Dem liegt eine Sensibilisierung durch den Global Risk Report sowie Anforderungen durch die UN Sustainable Development Goals zugrunde. Das kann bei wichtigen Entscheidungen und Strategien helfen, dass Unternehmen in einer Welt, die von ökologischen, politischen und sozialen Umbrüchen geprägt ist, wettbewerbsfähig bleiben.
Herausforderungen durch geänderte Rahmenbedingungen
Im Kontext moderner Unternehmensführung wird die Fähigkeit, die sozio-ökologische Landschaft strategisch zu erfassen und die planetaren sowie sozialen Belastungsgrenzen zu respektieren, zunehmend zur Grundlage für wirtschaftlichen Erfolg. Die Relevanz zeigt sich insbesondere in der Förderung des sog. „Situational Awareness“ im Management – einem Bewusstsein, das es Führungskräften ermöglicht, Risiken und Chancen im Umfeld präzise zu antizipieren und entsprechende Maßnahmen strategisch zu verankern.
Die Verschiebung globaler Risiken in Richtung ökologischer und sozialer Themen verdeutlicht, dass Unternehmen nicht länger auf kurzfristige Erträge fokussiert bleiben können, sondern ihre Strategie auf die Bedürfnisse künftiger Generationen ausrichten müssen. Im „Global Risk Report“ des World Economic Forum wird betont, dass extreme Wetterereignisse, kritische Veränderungen der Erdsysteme und der Verlust der biologischen Vielfalt die schwerwiegendsten globalen Risiken mit einem Zeithorizont von zehn Jahren darstellen.
Diese Risiken verlangen von einzelnen Unternehmen sowie dem Finanz- und Kapitalmarkt insgesamt, sich der Rolle als Transformationstreiber bewusst zu sein. Hier kommt die „Situational Awareness“ ins Spiel: Ein Unternehmen muss sich auf die disruptiven Veränderungen einstellen, die etwa durch strenge Regulierungen oder veränderte Konsumentenbedürfnisse hervorgerufen werden. Der Kapitalmarkt muss sich im Klaren sein, welche Geschäftsmodelle künftig finanziert werden sollen. Diese Veränderungen setzen eine klare Einbindung der Nachhaltigkeit in die Unternehmens- und Finanzierungsstrategien voraus.
Dabei interessieren sich die wissenschaftlichen Fakten hinsichtlich planetarer und sozialer Belastungsgrenzen weder für politische Trends noch für kurzfristige Regulierungsänderungen. Die Belastungsgrenzen sind vielmehr als eine feststehende Realität zu werten, die Unternehmen unabhängig von politischen Veränderungen zu berücksichtigen haben.
Strategische Verankerung von Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit wird in der beschriebenen Perspektive nicht mehr als Nebenbedingung, sondern als ein integraler Bestandteil des zukunftsorientierten Managements gesehen. Die strategische Ausrichtung auf nachhaltige Prinzipien erfordert nicht nur, Umwelt- und Sozialkriterien in das Kerngeschäft einzubetten, sondern auch, die langfristige Lebensfähigkeit und Regeneration der ökologischen Systeme zu unterstützen. Die UN hat sich im Jahr 2015 mit der Agenda 2030 insgesamt 17 Ziele (Sustainable Development Goals, SDGs) für eine sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Entwicklung gesetzt. Das sog. SDG-»Wedding Cake«-Modell stellt diese 17 Ziele in einer ganzheitlichen Sichtweise illustrativ dar. Dabei werden die vier ökologischen Ziele Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen, Maßnahmen zum Klimaschutz, Leben unter Wasser sowie Leben an Land (UN SDG 6 und 13-15) als Voraussetzungen für das Erreichen aller anderen Ziele angesehen.
Es reicht also nicht aus, nachhaltige Initiativen als kurzfristige Imageförderung zu betrachten. Vielmehr sind Unternehmen gefordert, eine Transformation einzuleiten, die die Belastung ihrer gesamten Wertschöpfungskette verringert und ihre Handlungsfelder anhand langfristiger, stabiler Ziele definiert. Die erfolgreiche Umsetzung dieser Transformation basiert auf der Fähigkeit des Unternehmens, ökologische und soziale Herausforderungen als Wettbewerbsfaktoren zu erkennen und zu nutzen. Dieser Ansatz hat das Potenzial, strategische Vorteile zu schaffen und ein resilientes Unternehmen aufzubauen.
Der SDG „Wedding Cake“ mit seinen drei Ebenen:
Biosphere
Society
Economy
Zukunftsfähigkeit erfordert Transformationswillen
Die strategische Einbindung von Nachhaltigkeit erfordert ein tiefes Verständnis für die zugrunde liegenden globalen Trends und deren Auswirkungen auf das Unternehmen. Daher stellt sich als zentrale Frage: Wie gelingt es Unternehmen, ihre Geschäftsmodelle innerhalb der planetaren und sozialen Grenzen zukunftsfähig zu gestalten und gleichzeitig ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern? Dies ist der Ausgangspunkt für weiterführende Themen mit konkreten Ansätzen zur operativen Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien, wie z.B.
- „Green Growth“ – ein von der EU gewollter Wachstumspfad, der Wertschöpfung von CO2-Emissionen entkoppelt oder auch
- der Einfluss von Nachhaltigkeitsaspekten auf die „Bankability“ eines Unternehmens, sprich die Aussicht auf bessere Finanzierungskonditionen.