Erscheinungsdatum 28.11.2023
von Benedikt Imbusch

Pandemie, Krieg, Inflation – diese Krisen und die daraus resultierenden Effekte haben den zuvor florierenden M&A-Markt in den vergangenen Monaten stark ausgebremst. Nachfolgend wird dargestellt, welchen Trends und Herausforderungen sich Käufer und Verkäufer in der aktuellen Zeit stellen müssen – und wie eine erfolgreiche Transaktion doch gelingt.

Aktuelle Herausforderungen und Trends 

In den letzten Jahren hat sich der M&A-Markt aufgrund der anhaltenden Krisen (Corona-Pandemie, Krieg in der Ukraine und andere geopolitische Spannungen, Inflation, steigendes Zinsniveau etc.) stark verändert. Unsicherheit und Volatilität führten zu einem deutlichen Rückgang der Anzahl und des Volumens von M&A-Deals. Dabei geht der Trend von sehr großen Deals hin zu mittleren bis kleinen Deals. Das erhöhte Zinsniveau hat vor allem die Verfolgung großer Deals unattraktiver gemacht. Ein weiterer Trend folgt der demografischen Entwicklung: Mit dem langsamen Eintritt der Generation der „Baby-Boomer“ ins Rentenalter sind viele Nachfolgen ungeklärt und bedürfen der Unterstützung bei der Nachfolgeregelung. 

Weiterhin ist zu beobachten, dass die Waage der Preisvorstellungen zwischen Verkäufer und Käufer weiter ins Ungleichgeweicht geraten ist. Wenn dies auch grundsätzlich in der Natur der Sache liegen mag, so hat sich dieser Trend aufgrund gestiegener Zinsen sowie der gesunkenen Multiplikatoren noch weiter verschärft. Verkäufer hoffen weiterhin auf die Kaufpreise aus dem Rekordjahr 2021 – während Käufer jedoch nicht mehr über die Finanzierungsmöglichkeiten von 2021 verfügen. Denn neben dem erhöhten Zinsniveau sind auch das Risikobewusstsein der Kapitalgeber bzw. das Gesamtrisiko aufgrund veränderter Marktbedingungen gestiegen. Im Vorteil ist, wer über entsprechende liquide Mittel verfügt und Transaktionen somit – zumindest in großen Teilen – autark finanzieren kann („Cash is king“). So hat sich hierdurch der M&A-Markt zuletzt wieder mehr und mehr von einem Verkäufer- zu einem Käufermarkt entwickelt.

Hinweis: Trotz dieser aktuellen Herausforderungen ist es natürlich grundsätzlich möglich, eine Transaktion erfolgreich abzuschließen, insbesondere wenn die nachfolgend beschriebenen Maßnahmen umgesetzt werden.

Faktoren für eine erfolgreiche Transaktion

Verkäufer und Käufer können im aktuell schwierigen M&A-Umfeld folgende Maßnahmen ergreifen, um eine Transaktion erfolgreich zu gestalten:

Due Diligence optimieren

Eine gründliche Due Diligence ist entscheidend, um potenzielle Risiken zu identifizieren und zu bewerten. Es ist wichtig, die finanzielle Stabilität des Zielunternehmens sowie mögliche Auswirkungen der Krisen auf das Geschäftsmodell zu analysieren. Verkäufer sollten vorbereitende Maßnahmen treffen und alle relevanten Informationen transparent zur Verfügung stellen, während Käufer eine sorgfältige Prüfung durchführen sollten – vor allem auch im Hinblick auf etwaige Auswirkungen der zuvor genannten Krisen (Ertragswirksame Sondereffekte, Veränderungen in den Lieferketten sowie der Kundenstruktur etc.).

Flexibilität zeigen 

Kompromisse helfen, eine Transaktion zum Abschluss zu bringen. Dies betrifft auch die Preis- und Vertragsverhandlungen.  Verkäufer sollten möglicherweise bereit sein, ihre Preisvorstellungen anzupassen und Käufern entgegenzukommen, um die Auswirkungen steigender Zinsen auszugleichen. Käufer könnten versuchen, alternative Zahlungsstrukturen oder Earn-Out-Vereinbarungen vorzuschlagen, um das Risiko zu mindern und den Verkäufern dennoch ein attraktives Gesamtpaket vorlegen zu können.

Finanzierung sicherstellen 

Käufer sollten sicherstellen, dass sie über ausreichende finanzielle Ressourcen verfügen, um die Transaktion abzuschließen. Dabei sollten auch alternative Finanzierungsquellen in Betracht gezogen werden, um die Auswirkungen höherer Zinsen zu mildern. Dies könnte beispielsweise die Suche nach Investoren oder Partnerschaften beinhalten. Auch die Verkäufer können dazu einen Beitrag leisten. So können u.a. Verkäuferdarlehen sowie Earn-Out-Vereinbarungen die Finanzierungsstruktur des Käufers optimieren und trotzdem für ein faires Gesamtpaket sorgen.

Kommunikation und Transparenz erhöhen 

Eine offene und transparente Kommunikation zwischen den Parteien ist entscheidend, um Missverständnisse zu vermeiden und das Vertrauen aufrechtzuerhalten. Regelmäßige Updates über den Fortschritt der Transaktion können helfen, Unsicherheiten zu reduzieren. Auch Transparenz in den Daten und Unterlagen ist – sowohl käufer- als auch verkäuferseitig – eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Transaktion. So ist Verkäufern schon vor Beginn eines etwaigen M&A-Prozesses anzuraten, das Unternehmen so aufzustellen, dass in einem späteren Prozess eine möglichst hohe Transparenz gewährleistet werden kann und etwaige Hürden – sei es auf finanzwirtschaftlicher, vertraglicher oder personeller Ebene – schon frühzeitig (intern) adressiert werden.

Empfehlungen: Trotz eines derzeit schwierigen Marktumfelds können M&A-Transaktionen erfolgreich gestaltet werden. Damit dies gelingt, sind Käufer und Verkäufer mehr als zuvor dazu angehalten, offen und transparent zu kommunizieren sowie aufeinander zuzugehen. Eine sorgfältige Planung und Vorbereitung, eine klare Vision, eine professionelle Beratung sowie eine umfassende Analyse der potenziellen Partner und Märkte erhöhen die Chancen, eine Transaktion erfolgreich zum Abschluss zu bringen.

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